Neun Schubladen, gestapelt und alternierend schwarz und weiß voneinander abgesetzt. Ein lebendiger, ein sympathischer Entwurf des Bauhaus-Meisters. Die Kommode sollte beweglich bleiben, daher steht sie auf Rollen und kann mit zwei seitlichen Griffen in Position geschoben werden.
In einem Grundsatzessay beschrieb Breuer seinen Antrieb als Entwerfer: „Das Menschliche sollte, wie mir scheint, mehr bedeuten, als nur liebenswürdige Duldsamkeit gegenüber Schlendrian und Unvollkommenheit, nämlich eine Präzision des Denkens, eine Qualität der Planung und die daraus sich ergebenden Konsequenzen für Materialien, Details und Konstruktion.“
Präzision als Menschlichkeit, das ist genau jene gedankliche Wendung, die Breuers Entwürfe auszeichnet und so sympathisch macht. Wer die Kommode S43 neben ihrer kleinen Schwester S41 sieht, erkennt sofort ihre Familienbande. Hier hat Marcel Breuer eine Hommage an die großen Hochbauten der Moderne geschaffen, die Stockwerk für Stockwerk Funktionen aufnahmen und gewissermaßen unendlich in die Höhe schossen.
Und doch greift dieser Vergleich zu kurz. Breuer hat einen zweiten Ansatz mit dem architektonischen Grundprinzip der Addition verwoben: jenen der Serialität. Wie bei Constantin Brâncușis „Unendlicher Säule“, 1937/38 am Südrand der Karpaten aufgerichtet, ging es darum, die Vorzüge des Seriellen künstlerisch umzusetzen und über das Materielle selbst hinauszugehen. Breuer stapelt zwar keine Pyramidenstümpfe, sondern „nur“ Boxen. Und doch ist der Effekt spürbar: Hier geht es nicht allein darum, Funktionen zu stapeln, hier bietet Breuer Auge und Hirn Gelegenheit, zu wachsen und über das Materielle selbst hinauszugehen.